
Author: Dr. med Claudia Neumann
© 2023 Dr. Claudia Neumann
Update: 21.04.2023
Für eine Neu-Installation von Debian 11 sollte eine Festplatten-Partition von mindestens 20 GB, besser 40 GB oder größer, vorhanden sein. Auch eine Installation in Virtualbox ist möglich.
Laden Sie sich ein DVD-Live-Image mit KDE z.B. von https://cdimage.debian.org/debian-cd/current-live/amd64/iso-hybrid/ herunter. Das aktuelle KDE-ISO-Image ist debian-live-11.6.0-amd64-kde.iso. Brennen Sie das ISO-Image auf eine DVD. Sollte der Rechner kein CD/DVD-Laufwerk mehr besitzen, kann das KDE-ISO-Image auch auf einen entsprechend grossen USB-Stick installiert werden. Dabei wird der USB-Stick für andere Anwendungen unbrauchbar, bzw. müsste hinterher neu formatiert werden. Das ISO-Image kann als root auf den USB-Stick kopiert werden. Hier als Beispiel:
Sie befinden sich im Verzeichnis, in dem auch das ISO-Image liegt. Der USB-Stick hat die Bezeichnung /dev/sdc und ist nicht gemounted.
cp debian-live-11.6.0-amd64-kde.iso /dev/sdc sync
Handelt es sich um einen Rechner, auf dem bereits ein Windows installiert ist und UEFI Secure Boot als Boot-loader benutzt wird, ist es teilweise schwierig, von einer DVD zu booten. Je nach Hersteller kommt man mit Escape oder F2 in die Boot-Loader-Konfiguration (Anleitung lesen) und muss dort Secure boot abschalten. Meist muss man zusätzlich die Boot-Reihenfolge ändern und die DVD als erste Boot-Option eintragen. Nach einem Neustart kann man je nach BIOS oder UEFI z.B. mit F8 das Boot-Menü aufrufen und die DVD als Boot-Medium auswählen. Wenn man erstmal die DVD gestartet hat, ist das schon die halbe Miete. Man muss überlegen, ob man ein Dual-Boot einrichtet oder Windows platt macht. Siehe hierzu diverse Diskussionen im Internet. Bevor man Windows platt macht, kann man evtl. den Windows-Product-Key der Windows-Installation auslesen, damit man diesen für ein Windows in virtualbox einsetzen kann.
Bei der Installation sollte natürlich die deutsche Sprache und deutsche Tastaturbelegung gewählt werden. Es empfiehlt sich, das /home-Verzeichnis auf eine eigene Partition zu legen, die eventuell direkt verschlüsselt angelegt werden kann. Eine Swap-Partition wird standardmäßig eingerichtet.
Bei UEFI Secure Boot gibt es eine (kleine) FAT32-Partition auf der Festplatte, die man nicht löschen sollte. Dort wird von Debian der Debian-Bootloader hineininstallieren.
Für apraxos gehe ich von einem Benutzer praxis aus, in dessen /home-Verzeichnis das Programm installiert wird.
Anpassung für apraxos (wie ich es machen würde)
Nach dem Booten des neuen Debian 11 landen Sie am neuen Login-Bildschirm von SDDM. Man logge sich ein.
Als Erstes stelle ich den Anwendungsstarter des K-Menüs mit Rechts-Klick auf K-Menü → Alternativen → Anwendungsmenü um.
Öffnen Sie ein Konsole und werden Sie root mit
su -
Es folgt die Root-Passwort-Abfrage.
Danach installiere ich Synaptic mit
apt install synaptic
Ich starte Synaptic. Über Einstellungen → Paketquellen editieren passe ich die Paketquellen an. In allen aktivierten Paketquellen füge ich als Sektion „contrib“ und „non-free“ hinzu. Danach über Bearbeiten → Paketinformationen neu laden die neuen Daten über die Pakete herunterladen.
Bevor Sie die Aktualisierungen durchführen, sollten Sie nicht benötigte Pakete deinstallieren: apper, hunspell-* außer hunspell und hunspell-de-de, mozc*-Pakete, myspell-Sprachpakete, Thai-Sprachpakete, Firefox-Sprachpakete außer Deutsch (firefox-esr-l10n), Libreoffice-Sprachpakete und -Hilfe-Pakete außer Deutsch, mythes-Pakete außer Deutsch und die fcitx-Pakete. Danach gilt es, massenweise exotische Schriften und Status → installiert (automatisch entfernbar) und → nicht installiert (übriggebliebene Konfiguration) zu deinstallieren.
Anschließend rufen Sie Status auf und installieren die aktualisierbaren Pakete. Danach deinstallieren Sie nicht mehr benötigte Pakete und zurückgebliebene Konfigurationen. Evtl. sollten Sie neu booten, wenn der Kernel aktualisiert wurde.
Weitere Debian-Pakete sind empfehlenwert oder werden für apraxos benötigt:
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aeskulap (DICOM-Betrachter)
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pdftk (für BFB-Programm und PDF-Creator)
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ttf-mscorefonts-installer
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xfonts-terminus, xfonts-terminus-dos, xfonts-terminus-oblique
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cups, wenn an dem Rechner ein Drucker angeschlossen ist, evtl. auch printer-driver-cups-pdf, wenn ein virtueller PDF-Drucker genutzt werden soll.
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openssh-server
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net-tools
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dmtx-utils
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qrencode
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xsltproc
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wkhtmltopdf
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sshpass
Vorschläge:
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cryptsetup für die Verschlüsselung der HOME-Partition mit den Patientendaten
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xscreensaver
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beep für apraxos-Benachrichtigungen
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scanimage, sane, gscan2pdf zum Einscannen von Befunden
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krusader kann per FTP den eingehenden Fax-Ordner einer FritzBox verwalten
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gsmartcontrol - grafische Oberfläche, mit der die 'Gesundheit' von Festplatten überprüft werden kann.
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oxygen-icon-theme liefert einige Icons, die vielleicht im Anwendungsmenü fehlen.
Systemeinstellungen - Erscheinungsbild
Über K-Menü (bzw. den Startknopf ganz links in der Kontrollleiste) → Einstellungen → Systemeinstellungen können das Aussehen und Verhalten des Desktops verändert werden.
Unter diesem Konfigurationspunkt können "Arbeitsbereich-Design", "Farben" , "Schriftarten", "Symbole" und "Anwendungsstil" eingestellt werden. Die Auswahlmöglichkeiten hängen auch von den KDE-Zusatzpaketen ab, die installiert sind. Hier können Sie Ihren Desktop "aufhübschen".
Systemeinstellungen - Arbeitsbereich
Einstellungen in diesem Bereich haben Einfluß auf die Reaktionen des Desktops.
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Arbeitsflächen-Verhalten:
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Arbeitsbereich: hier würde ich die "Kurzinfo beim Überfahren mit dem Mauszeiger" abschalten, da mich das aufpoppende Fenster stört. Hier kann eingestellt werden, ob Programme mit einem oder mit einem Doppel-Klick gestartet werden.
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Arbeitsflächen-Effekte: hier stelle ich etliche Optionen aus. Man kann hier auch etliche Effekte einschalten und damit die Leute beeindrucken. Besonders der Arbeitsflächen-Würfel sorgt immer wieder für Aha-Effekte, stört aber bei der täglichen Arbeit.
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Bildschirmränder
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Touchscreen
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Bildschirmsperre: hier kann eingestellt werden, wie lange bei Untätigkeit gewartet werden soll, bis die Bildschirmsperre anspringt. Die Bildschirmsperre kann hier auch ganz abgeschaltet werden.
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Virtuelle Arbeitsflächen: hier stelle ich immer auf mindestens 4 Arbeitsflächen. Wenn Sie intensiv mit dem Rechner arbeiten und häufig mehrere Anwendungen gleichzeitig offen haben, zwischen denen Sie schnell springen wollen, können Sie auch mehr virtuelle Arbeitsflächen einstellen. Für apraxos ist es wichtig, dass Sie unter dem Reiter "Wechsel" statt der voreingestellten Short-Cuts Strg-F1 auf Strg-Alt-1, Strg-F2 → Strg-Alt-2 usw. umstellen, damit die Funktionstasten Strg-F1 bis Strg-F10 von apraxos genutzt werden können.
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Aktivitäten
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Fensterverhalten: unverändert lassen
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Kurzbefehle: hier müssen die vorkonfigurierten "Globalen Kurzbefehle" durchgegangen werden und evtl. abgeschaltet werden, damit diese von apraxos aufgerufen werden können. Das sind konkret die Kurzbefehl Strg-F1 bis Strg-F12 und Alt-F1 bis Alt-F12. Durch Mausklick auf den Befehl öffnet sich ein Konfigurationsmenü, in dem die Befehle abgeschaltet werden können. Das sind insbesondere die Komponenten "Aktivitäten wechseln" und "Systemeinstellungen". Die "Standard-Kurzbefehle für Anwendungen", "Web-Kürzel" und "eigene Kurzbefehle" brauchen nicht geändert wrden.
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Starten und Beenden: unter "Anmeldebildschirm (SDDM)" kann der Login-Bildschirm aufgehübscht werden. Unter "Autostart" können Scripte hinterlegt werden, die nach dem Login automatisch ausgeführt werden sollen.
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Suchen: unveränder lassen
Systemeinstellungen - Persönliche Information
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Benutzerkontodetails: hier können evtl. weitere Benutzer angelegt werden.
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Regionaleinstellungen:
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Sprache: hier muss „Deutsch“ hinzugefügt werden, evtl. zusätzlich "American English".
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Formate: hier sollte in den "Detaillierten Einstellungen" auf "Deutschland - Deutsch (de_DE)" eingestellt werden.
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Rechtschreibprüfung: hier ist als Standardsprache schon Deutsch (Deutschland) eingestellt.
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"Datum & Zeit" sollten richtig eingestellt sein.
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Eingabemethode ist nur für chinesische Schrifzeichen relevant.
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Benachrichtigungen: unverändert lassen
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Anwendungen:
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Standard-Anwendungen: ich würde den Webbrowser auf den Firefox statt des Konqueror umstellen.
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Startanzeige: ich würde den Mauszeiger von "hüpfend" auf "statisch" umstellen.
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Alle anderen Einstellungen können so belassen werden.
Mit Rechtsklick auf den Desktop/die Arbeitsfläche können über "Arbeitsfläche einrichten" die Einstellungen für die Arbeitsfläche eingerichtet werden. Es können Hintergrundbilder heruntergeladen werden, das "Layout" sollte auf "Ordner-Ansicht" eingestellt sein. Der "Ort" sollte der Ordner "/home/praxis/Schreibtisch" sein. In diesem Ordner werden dann die Icons für Programmaufrufe hinterlegt. Die Symbolgröße kann auf "mittel" bis "klein" eingestellt werden.
apraxos
Das Programm für Debian 11 Bullseye ist apraxos.11. Die Programmdatei apraxos funktioniert zwar auch, allerdings gibt es ein paar Anpassungen für Debian 11, die nur in apraxos.11 vorhanden sind.
Für das Zemo VML-GK2-Kartenlesegerät muss für Debian 11 Bullseye die Bibliothek libctapi-mkt_2.0.0_amd64.deb installiert werden. Die Bibliothek befindet sich nach dem Download der Programmdaten unter LIN/DEB. Die Bibliothek läßt sich auch über die START.11-Programm-Datei über Weiteres / Fremdprogramme / libctapi-mkt installieren.
Weitere Installationen:
Im Firefox ist es sinnvoll, das Add-on uBlock (Werbe-Blocker) zu installieren.
Für den Blankoformulardruck wird imagemagick zum Umwandeln der PDF-Dokumente in PNG-Bilder als Hintergrund zum Ausfüllen der Formulare benutzt. In Debian 11 Bullseye gibt es eine (veraltete) Vorschrift, dass PDF-Dateien nicht in PNGs umgewandelt werden dürfen, da es eine Sicherheitslücke in ghostscript gab, die dabei ausgenutzt werden konnte. Diese Sicherheitspolicy stört nun die Umwandlung. Indem Sie als root die Datei /ect/Imagemagick-6/policy.xml in /etc/Imagemagick-6/policy.xml.out umbenennen, funktioniert es wieder.
X2go installieren
X2go kann auf Debian Bullseye bequem über den Paketmanager installiert werden. Der Rechner, auf dem man sich einloggen will, muss den x2goserver und die Zusatzpakete installiert haben, falls Sitzungen zusammen mit dem Anwender an dem Computer durchgeführt werden sollen, auch das Paket x2godesktopsharing. Derjenige, der sich nur auf dem anderen Rechner einloggen will, braucht nur den x2goclient installieren. Auf dem X2go-Server sollte als root ein Link gelegt werden:
ln -s /usr/bin/startplasma-x11 /usr/bin/startkde
da x2go das Programm startkde zum Start der Desktopumgebung sucht. Sollte apraxos.11 nicht aufrufbar sein und eine Fehlermeldung wegen fehlender Fonts anzeigen, muss man apraxos über ein Script aufrufen:
#!/bin/bash xset fp+ /usr/share/fonts/X11/misc/ cd /home/praxis/a ./apraxos.11
Virtualbox installieren
Eine entsprechende Anleitung zur Installation von virtualbox findet man unter https://linuxconfig.org/how-to-install-virtualbox-on-debian-linux. Mit virtualbox kann man z.B. ein Windows wie ein Programm auf Linux installieren, um gelegentlich notwendige Programme, die nur unter Windows laufen, ausführen zu lassen.
Hier verkürzt die Anleitung:
Man füge die Zeile
deb http://download.virtualbox.org/virtualbox/debian bullseye contrib
der Datei /etc/apt/sources.list hinzu. Dann lade man den Schlüssel von virtualbox mit
wget -q -O- https://www.virtualbox.org/download/oracle_vbox_2016.asc | apt-key add
herunter und füge ihn dem Schlüsselbund hinzu. Dann mit
apt update
die Paketlisten neu laden. Dann kann mit
apt install virtualbox-7.0
installiert werden.
Problemlösungen
Debian ist eine Distribution, die vorwiegend für Server genutzt wird. Es unterstützt nicht immer die neuste Hardware und setzt überwiegend auf freie Treiber. Das führt dazu, dass nicht so häufig wie bei Ubuntu ein Versionswechsel stattfindet und dass bei der Installation manche Treiber wegen fehlender Firmware nicht geladen werden und es so aussieht, als würde Debian nicht auf einer speziellen Hardware laufen.
In aller Regel kann man die Installation doch noch zum guten Ende bringen, wenn man nach der Installation zumindest auf einer Konsole ankommt. Man verfolge die Kernel-Meldungen auf Fehlermeldungen oder fehlende Treiber. Auskunft über vorhandene Hardware gibt
lspci
oder auch
lspci -v
Um proprietäre Firmware in Debian installieren zu können, muss man als root in der /etc/apt/sources.list die nicht freien Paketquellen "contrib" und "non-free" in allen Paketquellzeilen eintragen. Die neuen Paketquellen werden mit
apt update
eingelesen. Die Liste der Firmware-Pakete kann man mit
dpkg-query -l '*firmware*'
anzeigen lassen.
Ein Firmware-Paket, z.B. z.B. firmware-amd-graphics, installiert man mit
apt install firmware-amd-graphics
Um root auf der Kommandozeile zu werden, gibt man ein:
su -
und wird anschließend nach dem root-Passwort gefragt. Damit ist man automatisch im root-Homeverzeichnis (/root). Die Eingabe
su root
führt zwar auch dazu, dass man root ist, jedoch fehlt diesem root der Zugang zu den Systemverzeichnissen, sodass z.B. apt nicht funktioniert.