apraxostux

Author: Dr. med Claudia Neumann
© 2022 Dr. Claudia Neumann

Update: 18.1.2023

Ein Upgrade von Debian 10 buster auf Debian 11 bullseye ist in aller Regel relativ schmerzarm durchführbar; allerdings sollte man sich mit der Kommandozeile und den Bash-Befehlen auskennen. Eine ausführliche Anleitung finden Sie unter https://www.debian.org/releases/stable/i386/release-notes/ch-upgrading.de.html.

Vorbereitung

Zunächst sollte das Debian 10 buster-System auf den neusten Stand upgedatet werden, z.B. auf der Kommandozeile als root:

apt update
apt upgrade

Mit

apt -f install

kann kontrolliert werden, ob noch Pakete upgedatet werden müssen, ob nicht mehr benötigte Pakete entfernt werden können oder ob Probleme in der Paketverwaltung bestehen.

Entweder auf der Kommandozeile oder mit Synaptic sollte die Installation auf nicht oder nicht mehr notwendige Pakete kontrolliert werden, die dann deinstalliert werden sollten, z.B. die fcitx-Pakete, mocz-Pakete, nicht benötigte Sprachpakete, nicht benötigte tasks.

Nun sollte eine Sicherung des aktuellen Installationsstands durchgeführt werden, damit man im Notfall dorthin zurückkehren kann. Es sollten die Verzeichnisses /etc und /var/lib/dpkg, die Datei _/var/lib/apt/extended_states und die Ausgabe des Befehls

dpkg --get-selections "*"

gesichert werden, entweder in das root-Verzeichnis oder auf eine externe Festplatte oder einen USB-Stick.

Anschließend booten Sie nochmal. Statt sich als User einzuloggen, wechseln Sie mit Strg-Alt-F1 auf die Konsole und loggen sich als root ein. Wenn Sie das /home-Verzeichnis auf eine eigene Partition eingerichtet haben, kann diese Partition ausgehängt werden. Dann sind Sie sicher, dass dort beim Update nichts passieren kann.

Kontrollieren Sie, ob Sie genügend Speicherplatz auf der root-Partition haben. Es werden ca. 3200 Pakete ausgetauscht.

Anschließend sollten alle Nicht-Debian-Quellen in der Paketverwaltung entfernt, auskommentiert und diese Pakete gelöscht werden, da sie evtl. zu Komplikationen beim Upgrade führen können.

Die proprietären NVidia-Grafikkartentreiber sind immer gut für Komplikationen und sollten, da wir ja auf der Kommandozeile unterwegs sind, entfernt werden mit

apt remove --purge nvidia*

Ein weiterer Fehler trat häufig auf:

Hat man eine verschlüsselte HOME-Partition eingerichtet, sollte in /etc/fstab und in /etc/crypttab die Zeile für diese Partition auskommentiert werden. Dann erneut booten. Diese Partition wird dann beim Boot-Vorgang nicht nachgefragt und nicht gemountet. Nach dem Update müssen die Auskommentierung wieder rückgängig gemacht werden.

apt -f install

zeigt, ob noch Probleme bezüglich der Paketverwaltung bestehen, die gelöst werden müssen.

APT-Sources vorbereiten

Nun müssen die Paketquellen auf Bullseye umgestellt werden.

Hierzu editiert man auf der Kommandozeile (wir hatten uns als root auf der Kommandozeile eingeloggt und die /home-Partition ungemounted) die Datei /etc/apt/sources.list und ersetzen in allen Paketquellen buster mit bullseye.

Das Upgrade sollte in mehreren Schritten durchgeführt. Es wird zunächst ein minimales Upgrade durchgeführt und erst später das vollständige Upgrade sämtlicher Pakete. Daher sollte in den Paketquellen zunächst nur "main" angegeben werden. "contrib" und "non-free" sollten nur aus wichtigem Grund in den Paketquellen belassen werden, da diese Paketquellen Schwierigkeiten mit Abhängigkeiten hervorrufen könnten. Wir arbeiten während des Updates sowieso nur auf der Kommandozeile, also müssen Grafiktreiber zunächst nicht berücksichtigt werden.

Es könnte z.B. im ersten Schritt nur

deb http://ftp.halifax.rwth-aachen.de/debian/ bullseye main

in der Datei /etc/apt/sources.list stehen. Natürlich können sie auch einen anderen Debian-Spiegelserver benutzen.

Es wird empfohlen, ein Log während des Updates mitlaufen zu lassen, um bei Problemen ergründen zu können, was schiefgelaufen ist. Hierzu geben Sie folgenden Befehl ein:

script -t 2>~/upgrade-bullseyeschritt1.time -a ~/upgrade-bullseyeschritt1.script

Dabei werden alle Eingaben und Ausgaben der Kommandozeile in eine Datei /root/upgrade-bullseyeschritt1.script abgelegt. Wird das Update unterbrochen, verlassen Sie die spezielle Shell mit "exit". Beginnen Sie danach wieder, indem Sie eine neue Log-Datei anlegen, bei der Sie die Zahl "schritt2" usw. eingeben.

Update

Lesen Sie die geänderten Paketquellen mit

apt update

ein und danach

apt upgrade

Nun werden massenweise Programmpakete heruntergeladen und installiert. Leider können Sie das Update nicht alleine laufen lassen, da zwischendurch Nachfragen beantwortet werden. Sind z.B. Konfigurationsdatei in /etc gegenüber der Originalversion geändert worden, müssen Sie bestätigen, ob die neue Version installiert werden soll, oder ob die alte Version beibehalten werden soll. Typischerweise beantworten Sie die Nachfrage mit "N", d.h. die alte Version wird übernommen und Ihre Einstellungen bleiben erhalten.

Bei diesem Schritt wurden bei mir z.B. 2172 Pakete aktualisiert.

Treten Fehlermeldung auf, sollte man zunächst mit

exit

das Logging beenden und dann die Fehler bearbeiten, z.B. wenn störende Pakete vorhanden sind, diese löschen. Sie können nach dem Update erneut installiert werden, wenn sie noch in bullseye vorhanden sind.

Dann wieder das Logging einschalten:

script -t 2>~/upgrade-bullseyeschritt2.time -a ~/upgrade-bullseyeschritt2.script

Sollte das Upgrade durchgelaufen sein, setzt man in der Datei /etc/apt/sources.list wieder die zusätzlichen Paketquellen "contrib" und "non-free" ein.

Die offizielle Sources-List von Debian für Bullseye ist:

deb http://deb.debian.org/debian bullseye main contrib non-free
deb-src http://deb.debian.org/debian bullseye main contrib non-free

deb http://security.debian.org/debian-security bullseye-security main contrib non-free
deb-src http://security.debian.org/debian-security bullseye-security main contrib non-free

deb http://deb.debian.org/debian bullseye-updates main contrib non-free
deb-src http://deb.debian.org/debian bullseye-updates main contrib non-free

deb http://deb.debian.org/debian bullseye-backports main contrib non-free
deb-src http://deb.debian.org/debian bullseye-backports main contrib non-free

Man kann bzw. sollte auf deutsche Spiegelserver zurückgreifen. Dann ist der Download deutlich schneller z.B. debian.charite.de oder ftp.gwdg.de. Eine Liste der Spiegelserver finden Sie unter

Dann würde die sources.list z.B. so aussehen:

deb http://ftp.gwdg.de/debian bullseye main contrib non-free
deb-src http://ftp.gwdg.de/debian bullseye main contrib non-free

deb http://security.debian.org/debian-security bullseye-security main contrib non-free
deb-src http://security.debian.org/debian-security bullseye-security main contrib non-free

deb http://ftp.gwdg.de/debian bullseye-updates main contrib non-free
deb-src http://ftp.gwdg.de/debian bullseye-updates main contrib non-free

deb http://ftp.gwdg.de/debian bullseye-backports main contrib non-free
deb-src http://ftp.gwdg.de/debian bullseye-backports main contrib non-free

Dann erneut:

apt update

und jetzt

apt dist-upgrade

Bei diesem Schritt wurden bei mir 1023 Pakete aktualisiert.

Ist das Upgrade durchgelaufen, die Script-Shell (s. oben) mit exit verlassen und booten und Daumen drücken. Wenn Alles geklappt hat, kommen Sie wieder am Login-Bildschirm an. Nach dem Einloggen können Sie auf der Kommandozeile kontrollieren, welche Version Sie jetzt benutzen:

cat /etc/debian_version
11.5

Bei mir fehlten zunächst etliche KDE-Programme. Als root bekommt man diese mit

tasksel

installiert, wenn man Debian desktop environment, KDE Plasma, Druck-Server, SSH-Server und bei Bedarf auch laptop ankreuzt. Damit werden meist noch etliche Pakete nachgeladen.

Probleme und Lösungen

Sollte nach dem Update die Tastatur auf englische Tastatur umgestellt worden sein, hilft

apt install keyboard-configuration
apt install console-setup

Bei mir war die Installation auf Englisch umgestellt und etliche Icons fehlten im K-Menü. Eine Umstellung auf de_DE.UTF-8 mit

dpkg-reconfigure locales

brachte keine entscheidende Verbesserung. Die Umstellung der Sprache in den Systemeinstellungen funktionierte erst, nachdem ich das Paket oxygen-icon-theme nachinstalliert hatte.

Allerdings war damit trotzdem die Tastatureingabe auf der Konsole immer noch auf Englisch gestellt. Über Einstellungen / Systemeinstellungen / Ibus-Einstellungen muss auch die Sprache auf Deutsch umgestellt werden und danach neu gebootet werden.

Wenn das auch nicht hilft, kann mit

setxkbmap -layout de

die Tastatureinstellung auf deutsche Tastatur umgestellt werden. Evtl. muss dieser Befehl als Script im Autostart angelegt werden.

Die Zeit war auf meinem Laptop nicht richtig. Nach Installation des Paketes ntp war der Fehler behoben.

Für den Blankoformulardruck wird imagemagick zum Umwandeln der PDF-Dokumente in PNG-Bilder als Hintergrund zum Ausfüllen der Formulare benutzt. In Debian gibt es eine (veraltete) Vorschrift, dass PDF-Dateien nicht in PNGs umgewandelt werden dürfen, da es eine Sicherheitslücke in ghostscript gab, die dabei ausgenutzt werden konnte. Diese Sicherheitspolicy stört nun die Umwandlung. Indem Sie als root die Datei /ect/Imagemagick-6/policy.xml in /etc/Imagemagick-6/policy.xml.out umbenennen, funktioniert es wieder.

Das Zemo-Kartenlesegerät bricht beim Einspielen von eGK-Daten mit der Bibliothek libctapi-mkt_1.0.6 in apraxos ab. Für Debian 11 bullseye muss die libctapi-mkt_2.0.0 installiert werden. Sie ist im DVD-Verzeichnis unter LIN/DEB zu finden. Als root installieren Sie diese Bibliothek mit

cd /home/praxis/a/DVD/LIN/DEB/
dpkg -i libctapi-mkt_2.0.0_amd64.deb

Die Bibliothek kann auch über das Installationsprogramm START oder START.11 über WeiteresFremdprogramme → _libctapi-mkt installiert werden. Dabei muss das root-Passwort eingegeben werden.

Auf Debian 11 bullseye laufen auch die Programme apraxos, formular, kim, hbftp, mmi, mmin, sign usw. Es gibt allerdings neue Programmdateien mit der Endung .11, die für und mit den Bibliotheken für Debian 11 bulleye kompiliert wurden. Einige Features laufen nur auf den neuen Programmdateien.

Die libctapi-mkt_2.0.0 wird nur mit dem Programm mkt.11 auf Debian 11 bullseye aufgerufen. Die "alte" libctapi-mkt_1.0.6 wird mit der Programmdatei mkt64.unx aufgerufen. Das ist wichtig für Client-Installationen, an denen z.B. das Zemo-Kartenlesegerät ausgelesen wird.

Für die eAU müssen die Pakete xsltproc und wkhtmlropdf nochmal installiert werden. Sie scheinen beim Update gelöscht worden zu sein.

Bei der Nutzung von x2go sollte man x2go-Server /usr/bin/startkde mit /usr/bin/startplasma-x11 verlinken, da sonst KDE nicht gestartet werden kann. Sollte apraxos.11 nicht aufrufbar sein und eine Fehlermeldung wegen fehlender Fonts anzeigen, muss man apraxos über ein Script aufrufen:

#!/bin/bash
xset fp+ /usr/share/fonts/X11/misc/
cd /home/praxis/a
./apraxos.11

Umstellung des apraxos-Aufrufs

Die an Bullseye angepassten Bibliotheken sind in apraxos.11 kompiliert. Der Aufruf sollte entsprechend umgestellt werden. Es läuft allerdings auch weiter mit apraxos. Dementsprechend sind auch alle anderen Programmdateien mit *.11 für Bullseye kompiliert.